nach 1945 erste Nachkriegsjahre waren geprägt von den notwendigen Reparatur- und ersten Wiederaufbaumaßnahmen
 
1950
 
Anlehnung der Vorstellungen von Architektur und Städtebau an die stalinistischen Architekturdoktrin der Sowjetunion unter dem Motto: „National, schön und großzügig“.
 
1952 Neugliederung des Territoriums der DDR. Sachsen zerfällt in drei Bezirke: Dresden wird Bezirkshauptstadt.
 
Juli 1952 Auf der II. Parteikonferenz der SED wird durch Walter Ulbricht der Beschluss des Politbüros verkündet mit dem Aufbau der Stadtzentren zu beginnen. Die Reaktivierung des Baugeschehens sollte den Aufbau der Grundlagen des Sozialismus auch baulich manifestieren. In Dresden betrifft das den "Aufbau des Marktplatzes" (Durth, 1998). Es entspricht dem Willen Walter Ulbrichts, dass die neue sozialistische "Ordnung" eine Dominanz im Bild der Stadt schaffen muss.
 
September 1952
 
Ausschreibung eines Wettbewerbes zur Gestaltung des Zentrums, des Zentralen Platzes, der Ost- West- Magistrale vom Pirnaischen Platz zum Postplatz mit der Vorgabe, den Altmarkt auf eine Größe von 20 000 qm zu erweitern und an seiner Nordseite eine Tribüne für die Demonstrationen anzuordnen. An den Schmalseiten war ein Haus der SED (Südseite) und eines des Rates des Bezirkes (Nordseite) vorgesehen. Ein neues "Haus der Kulturen" soll in Form eines Hochhauses einer neue städtebauliche Dominante die neue Gesellschaftsordnung des Sozialismus auch baulich manifestieren.
 
1953
 
Die Ausstellung der Wettbewerbsergebnisse ruft eine massive Kritik der Dresdner Bürgern an an den Planungen des stalinistischen Hochhauses im Stadtzentrum und der Vergrößerung des Altmarktes hervor.
Grundsteinlegung zum Aufbau des "sozialistischen Stadtzentrums" in Dresden an der Westseite des Altmarktes.
Ausschreibung eines Wettbewerbes für die weitere städtebauliche und architektonische Gestaltung des Zentralen Platzes (Altmarkt).
 
1954 Wende in der Stadtbaupolitik der DDR: Abwendung von stalinistischen Architekturdoktrin Hinwendung zur Industrialisierung des Bauwesens.
 
Herbst 1958
 
Beschluss der "Aufbaukonzeption des Stadtzentrums von Dresden bis 1965". Darin wird an der seit August 1953 gültigen Konzeption eines Stadtzentrums mit zentralem Platz und Kulturhochhaus, das sich nach und nach über die Vorstellung eines schlanken Turmhauses zu einem freigestellten Turm wandelt, festgehalten.
 
März 1959
 
Fertigstellung der Aufgabenstellung für das geplante "Haus der sozialistischen Kultur", das bis 1965 errichtet werden sollte. Das neue Kulturhaus soll einen Beitrag zur "Entwicklung der gesellschaftlichen Beziehungen, die Hebung des kommunistischen, ideologischen und kulturellen Niveaus und der Aktivität der Menschen" darstellen. Entsprechend anspruchsvoll waren die städtebaulichen, funktionellen und gestalterischen Anforderungen, die an diesen "Tempel" der sozialistischen Lebensweise gestellt wurden. Das Gebäude sollte durch seine Höhenentwicklung das "gegebene räumliche Ensemble" des Stadtzentrums zu einer Einheit zusammenfassen und an der Magistrale (heutige Wilsdruffer Strasse) eine Tribüne besitzen (Lerm, 2000, S. 193).
Forderung Walter Ulbrichts für den Kulturpalast Dresden, "daß die moderne Technik beim Bau dieses Kulturhauses unbedingt Berücksichtigung finden muß, die Verwendung von Stahlbeton bzw. Spannbeton, von großen Glasflächen, Aluminium, neuen chemischen Baustoffen..."(Lerm, 2000, S. 193)"
 
1.Dezember 1959
 
Ausschreibung des Wettbewerbs zum "Haus der Sozialistischen Kultur", Teilnahme von 29 Planungskollektiven. In den Vorstellungen der Ausschreiber wird aus dem die Silhouette der Stadt dominierenden Hochhaus ein schlankes Turmhaus. Der später umgesetzte Entwurf der Gruppe um Leopold Wiel, damals Professor am Lehrstuhl für Werklehre und Entwerfen an der TH Dresden, wurde für seine "ideologische Schwäche" aufgrund einer fehlenden Höhendominante kritisiert und mit einem Ankauf bedacht.
 
1960
 
Beauftragung von drei Entwurfsgruppen mit einer vertiefenden Bearbeitung. Nach deren Beurteilung durch die Funktionäre der SED- Stadt- und Bezirksleitung wird der Weimarer Gruppe um Professor Engelberger, eine der beauftragten Entwurfsgruppen, mit dem VEB Hochbauprojektierung Dresden die Vorplanung zugewiesen.
 
Herbst 1961
 
Reise einer Delegation der SED- Stadtleitung in die Sowjetunion. Vorstellung der Wettbewerbsbeiträge vor Fachleuten der Moskauer Architekturfakultät und Funktionären. Debei wird der turmlose Entwurf der Gruppe um Wiel als Negativbeispiel vorgeführt. "Nachdem in Moskau im Hinblick auf die 'schönen und berühmten Türme der Stadt Dresden' jedoch gerade diese Lösung als 'einzige' hingestellt worden war, klingelte der 1. Sekretär der SED- Stadtleitung, Kurt John, bei Wiel: 'ich komme, um Abitte zu leisten.'" (Lerm, 2000, S. 216)
Konzeption einer städtebaulichen Höhendominante wird also unter ökonomsichen Zwängen, anhaltendem Protest und neuen politischen Vorgaben fallengelassen. Beauftragung Leopold Wiels mit der Erstellung eines überarbeiteten Entwurfs auf Basis des Wettbewerbbeitrags mit geringerer Kubatur und neuem Raumprogramm.
 
1966
 
Baubeginn des weiterentwickelten Ideenvorschlags. Ausführungsplanung:Kollektiv um Wolfgang Hänsch und Herbert Löschau. Das geplante dritte Geschoss und die Tribüne fallen auf Grund finanzieller Schwierigkeiten weg.
Das neue "geistig- kulturelle Zentrum der Stadt und des Bezirkes Dresden" entsteht letztendlich ein flacher Baukörper mit einer Grundfläche von 102,80 m auf 71,80 m und einer Höhe von 19,35 m. Er bildet den städtebaulichen Abschluss des Altmarktes nach Norden. Das Gebäude ist in Stahlbetonskelettbauweise erbaut. Die Fassade des Sockelgeschoss ist mit rotem Granit verkleidet, die der Obergeschosse aus Aluminium- Glas- Elementen zusammengesetzt. Im Innenbereich ist zentral ein Mehrzwecksaal mit 2740 Plätzen angeordnet, dem eine mehrgeschossiges Foyer vorgeschaltet ist, an den Seiten sind ein Studiotheater mit 192 Plätzen, ein Restaurant und diverse Klubräume untergebracht. Architektonische Charakteristika sind die lichte, transparente Öffnung des Foyers zum Altmarkt und das weithin sichtbare, mit Kupferblech gedeckte Dach über dem Festsaal. (May, 1979, S. 21)
 

Quellen:
DURTH, Werner. DÜWEL, JÖRG. GUTSCHOW, Niels
Architektur und Städtebau der DDR. Band 1, Ostkreuz: Personen, Pläne, Perspektiven.
Architektur und Städtebau der DDR. Band 2, Aufbau: Städte, Themen, Dokumente
Frankfurt/ Main. Campus- Verlag. 2. Auflage. 1999
MAY, Walter. PAMPEL, Werner. KONRAD, Hans
Architekturführer DDR- Bezirk Dresden
Berlin. VEB Verlag für Bauwesen. 1979
LERM, Matthias
Abschied vom alten Dresden
Rostock.Hinstorff Verlag GmbH. 2000